Bierwirtschaft
Simon Martin
In Oberredwitz gab es bis 1797 kein bürgerliches Braurecht. Getrunken wurde das Bier, das von der – dem Gutsbesitzer gehörenden – Schlossbrauerei gebraut wurde. Dort gab es auch eine Schänke, wo die Oberredwitzer ihr Bier trinken oder auch für den häuslichen Genuss kaufen konnten. Seit 1639 sind die vom Schlossherrn eingesetzten Wirte auf der Schlossschänke namentlich belegt.
Im 18. Jahrhundert wurde die Schänke erst von der Familie Heuschmann, später von der Familie Schübel betrieben. Vermutlich handelt es sich hier um die Familie Mattias Wilhelm Schübel, den Brauereibesitzer und Wirt des „Goldenen Löwen“ in Dörflas, dessen Mutter aus Oberredwitz stammte.
1860 übernahm Johann Michael Martin das Wirtshaus. Sein Sohn, der Schreinermeister Johann Simon Martin, renovierte das Wirtshaus von Grund auf und eröffnete 1895 die „Bierwirtschaft Simon Martin“ gegenüber der Kirche in Oberredwitz. 1911 (bzw. 1938 – das Archivmaterial ist hier widersprüchlich) führte sein Schwiegersohn Johann Wilhelm Hanold und danach sein Enkel die Gastwirtschaft weiter die in späteren Jahren nicht mehr regelmäßig betrieben wurde.
Wirtshaus
Zum Kirchenwirt
Im Oktober 1980 eröffnete die Brauerei Otto Nothhaft & Söhne, nach umfangreichen Renovierungen und Umbauarbeiten im Inneren des Gebäudes, die Gaststätte „Zum Kirchenwirt“. Auf dem oberen Foto ist das Haus in seinem Bestand um die Jahrhundertwende zu sehen. Erbaut wurde es sicher viel früher, möglicherweise bereits im 18. Jahrhundert. Die Fassade des giebelseitig zur Straße stehenden Hauptgebäudes hatte im Erdgeschoss und ersten Stock drei Fensterachsen mit Galgenfenstern, im Giebel zwei Fenster mit mehrfacher Sprosseneinteilung. Alle Fenster besaßen ein Putzgewände, An der Südoststrecke prangte eine Gaslaterne, an der Fassade war die Aufschrift „Bierwirtschaft von Simon Martin“ zu lesen. Das Traufgesimse bestand aus einer ausgeprägten Holzkonstruktion. Das Krüppelwalmdach war schiefergedeckt. Auf dem Dach des anschließenden Rückgebäudes saß traufseitig ein Zwerggiebel mit einem rundbogigen Fenster. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Eingänge, im ersten Stock drei ebenfalls rundbogige Fenster mit mehrfacher Sprossenunterteilung.
Das komplette Gebäude ist bis heute im Wesentlichen erhalten (unteres Bild). Die Fenster wurden einflügelig, sprossenlos erneuert. Zwei der rundbogigen Fenster des Rückgebäudes wurden zugemauert, das mittlere Fenster begradigt. Der Zwerggiebel wurde entfernt. Alle Eingangsbereiche sind an ursprünglicher Stelle geblieben, wurden jedoch ebenfalls erneuert. Zwischen erstem und zweitem Geschoss der Hauptfassade befindet sich heute ein sehr ausgeprägtes Wirtshausschild mit der Aufschrift „Zum Kirchenwirt“.